Leitung: Prof. Lucas Burkart (Geschichte, Basel)
Die dem Projekt zugrunde liegende These lautet: Die humanistische Deutung einer Beziehungsgeschichte zwischen Italien und dem Osten bietet nicht nur ein Gründungsnarrativ für eine zukunftsträchtige, auf einen gemeinsamen Wertekanon rekurrierende und somit identitätsbildende Vorstellung von Europa. Dabei rückt die Eroberung Konstantinopels „künstlich“ ins Zentrum und wird zu dem zentralen Schlüsselerlebnis stilisiert, wodurch die seit langem bestehenden und weiter anhaltenden die politischen, ökonomischen und kulturellen Interessen, Verbindungen und Beziehungen zwischen Italien und der Levante ausgeblendet werden. Aus diesem Narrativ entsteht die Figur „des Türken“, während Ambivalenzen und Vielschichtigkeiten sowie die Motive und Effekte dieser Beziehungsgeschichte zwischen Italien und dem osmanischen Reich unterschlagen werden.
Die Dichotomie, die das Verhältnis zwischen Ost und West als eindeutige Identitäts-, bzw. Alteritätsdiskurse versteht und diese zugleich als Konflikt zwischen Islam und Christentum deutet, soll in dem Modul durch eine Plurilokalität ersetzt werden, die nicht zwei, sondern drei Pole kennt: die lateinische Christenheit in Italien, das muslimische Reich der Osmanen sowie Byzanz/Konstantinopel als wichtiger (nicht nur) symbolischer Ort für die Christenheit, der aber seit dem Schisma von 1054 zugleich Alterität innerhalb dieser Christenheit repräsentierte. Plurilokalität wird als eine Verbindung kultureller, politischer, religiöser und sozialer Traditionen und Neuerungen verstanden, deren Deutung nicht entlang starrer Grenzen erfolgen kann, sondern das Interaktionsfeld transkultureller Begegnung konturieren muss.
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